KAFFE!!!

Wie kommen wir zu unserm Frühstückskaffee?
Ganz einfach: Wasser in die Kanne zapfen, in die Maschine schütten, etwas gemahlenen Kaffee aus der Tüte in den Filter, Filter auf die Kanne, Maschine einschalten, kurz warten, fertig. Wie kommen wir zur Tasse Kaffee, wenn die Kaffeetüte leer ist? Ganz einfach, im Supermarkt eine neue kaufen. Oder wenn die Kanne zu Boden gegangen und zerschellt ist? Ganz einfach, in der Elektroabteilung eine neue kaufen. Oder wenn ... ? Auf jeden Fall: ganz einfach.
Im Supermarkt fehlt Kaffee nie. Wie kommt der dorthin? Dort sieht man manchmal Lkws, von denen Paletten abgeladen werden, da wird auch der Kaffee dabei sein. Wo die Paletten herkommen? Da gibt es ein zentrales Großlager mit allem Möglichen, da lagert auch Kaffee. Der Grossist bezieht ihn von der Rösterei. An der Küste gibt es viele Röstereien, wegen der Häfen. Der Kaffee kommt mit dem Schiff, aus Übersee, aus Brasilien, aus Mittelamerika. Irgendwie arbeiten dort Campesinos auf den Haziendas. Sechsmal sortieren die Familien der Campesinos die frischen Kaffeebohnen, bevor sie getrocknet und "die guten ins Säckchen" für die Westeuropäer gefüllt werden. Wo kommen die Säcke her? Jute aus Indien? Wie werden die vollen Säcke eingeladen? Auf den Schultern der Einheimischen? Wie werden die vollen Säcke ausgeladen? Mit den Kränen der andern Einheimischen? Wo kommen die Kräne her? Der Stahl der Kräne, der Schiffe und dieses Bandes, das sich um die Kanne schlingt und den Griff hält? Das Erz für den Stahl? Lothringen? Kiruna? Minas Gerais? Kenia?

Im Supermarkt gibt es Kaffee für 6.99 Euro im Sonderangebot. An der Kasse wird mit dem Markierungsleser eine Nummer an der Tüte gelesen. Ein kleiner Computer in der Kasse fragt einen großen Computer im Supermarkt, was das kosten soll, und druckt es auf den Quittungszettel. Der große Computer verbucht den Abgang einer Tüte und merkt, daß nur noch höchstens zehn im Regal stehen, also nachfüllen aus dem Lager, und weil im Lager auch so wenig, nachbestellen beim Großhändler - elektronisch. "Natürlich", möchte man sagen. Von des Großhändlers Computer geht irgendwann eine Email an die Kaffeerösterei. Dort werden Marktanteile untersucht und Aufkäufer in Gang gesetzt. Die erschauen in ihren Bildschirmen, daß sie bei den Warentermingeschäften nicht draufzahlen. Und irgendwo ist ein Kaffeeproduzent froh, daß er sein Zeugs losgeworden ist.
Es werden Kontrakte geschlossen: So und soviel Kaffee geht von A nach B, ohne den Kaffee einen Meter bewegen zu müssen. So und soviel Geld von B nach A, ohne einen Pfennig bewegen zu müssen. Es genügt die Computerbuchung. Aber irgendwo wird auch transportiert, nicht nur virtuell und mit Mausklick. Die Kaffeetüte kommt zum Kaffee, worin er frisch gemahlen aromasicher vakuumverpackt wird. Die 640 Cent für die volle Kaffeetüte werden virtuell über den Globus verstreut, um sich als Cents, Centavos oder allerlei anderes Geld wieder zu materialisieren. Genau besehen: Aus einer dampfenden Tasse Kaffee zieht eine ganze Welt herauf.

Muß man das so genau sehen und wissen? Es läuft doch gut, auch wenn man es nicht genau weiß: Man geht zum Supermarkt und kauft sich dort seinen Kaffee. Basta. Und wenn mal kein Kaffee da sein sollte, kauft man woanders oder beschwert sich. Globalisierung, vernetzte Welt? Brauchen wir diese? Sollten wir nicht lieber echt deutsche Zitronen essen, wozu uns Tucholsky schon spottend riet? Aber nein. Was wir brauchen, ist mehr Geld und billigeren Kaffee. Wieso ist der Kaffee trotz Sonderangebot noch so teuer?!

So das erstma zu diesem Thema
Alles in allem wollt ich damit nur sagen:
ICH LIEBE KAFFE OHNE IHN KANN ICH NICHT MEHR!!!!! BITTE VERLASS MICH NIE DU ABSOLUT TOLLER SUPER GUTER KAFFE!!!
